In den Jahren 2023 und 2024 sind rund 45.000 gewerbliche Arbeitnehmern zwischen 18 und 50 Jahren aus der Bauwirtschaft abgewandert. Die Hauptgründe für die Abwanderung in andere Branchen sind vorrangig schlechte ökonomische Rahmenbedingungen sowie gesundheitliche Belastung durch die körperlich anspruchsvolle Arbeit. Rund 70 % dieser ehemaligen Arbeitnehmer bezeichnen ihre Abwanderung als dauerhaft, während 30 % sie von vornherein nur als temporär ansehen.
Auffällig ist im Vergleich zur vorherigen Erhebung (NRW 2018) die Verschiebung der Ziel-branchen: Während früher vermehrt das Verarbeitende Gewerbe als Alternative genannt wurde, zieht es heute die meisten ehemaligen Bauarbeiter in den öffentlichen Dienst, also z. B. in Bauämter. Dies lässt sich mit der momentan angespannten konjunkturellen Lage im Verarbeitenden Gewerbe begründen.
Eine mögliche Rückkehr in die Bauwirtschaft beantworten die Befragten unterschiedlich: Der Anteil der Abgewanderten, die eine Rückkehr kategorisch ausschließen, ist erfreulicherweise von fast
40 % (NRW 2018) auf ein Viertel gesunken. Von den verbleibenden 75 % wird eine verbesserte Vergütung erneut als mit Abstand stärkster Rückkehranreiz genannt, gefolgt von verbesserten Arbeitsbedingungen. Andere Einflussfaktoren spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Die Befragung zeigt zudem im Vergleich zu 2018 eine deutlich höhere Sensibilisierung der Arbeitgeber für das Problem. 85 % der befragten Betriebe stimmen der Aussage zu, dass das Problem der Abwanderung von Fachkräften in Zukunft weiter zunehmen werde. Mehr als 40 % der Betriebe haben bereits spezifische Maßnahmen zur Fachkräftesicherung ergriffen – auch dies eine deutliche Steigerung gegenüber 2018 (ca. 30 %). Am häufigsten wurden dabei Gehaltserhöhungen umgesetzt, gefolgt von kommunikativen Maßnahmen zur Verbesserung des Betriebsklimas sowie weiteren finanziellen Anreizen. Erfreulicherweise vertreten nun lediglich
13 % der Betriebe (2018 NRW: 40 %) die Auffassung, dass es keine wirksamen Maßnahmen gegen die Abwanderung gibt.
Von den knapp 200.000 gewerblichen Arbeitnehmern, die bereits seit längerer Zeit in der Baubranche tätig sind und aufgrund ihres Alters (zwischen 18 und 50 Jahren) noch einen Branchenwechsel in Erwägung ziehen könnten, zeigen sich laut Befragungsergebnissen 23 % als abwanderungsbereit. 19 % denken über einen dauerhaften Ausstieg nach, 9 % sehen dies sogar als unwiderruflich an. Etwa jeder Zehnte könnten sich eine anschließende Rückkehr vorstellen, sofern sich die Arbeitsbedingungen substanziell verbessern. Auch hier dominieren als Motive für einen Branchenwechsel – wie bereits 2018 – die gesundheitliche Belastung, gefolgt von ökonomischen Gründen sowie der Kritik an Arbeitszeiten und -belastung.
Die Befragung zeigt, dass mit einer weiteren signifikanten Abwanderung von Fachkräften gerechnet werden muss und dies den Fachkräftemangel weiter verschärft. Die Befragung zeigt aber auch einige positive Aspekte. So ist ein relevanter Teil der abgewanderten bzw. abwanderungswilligen Fachkräfte grundsätzlich bereit, zurückzukehren, sofern sich wichtige Rahmenbedingungen – insbesondere Vergütung, Arbeitsbedingungen und Arbeitsklima – verbessern. Darüber hinaus nehmen die Baubetriebe die Abwanderung von Fachkräften in andere Branchen sehr viel stärker als in der Vergangenheit als bedeutendes Problem war und haben auch in stärkerem Maße bereits mit konkreten Maßnahmen reagiert.
Die Analyse ist Teil des neuen Ausbildungs- und Fachkräftereports der Bauwirtschaft.
SOKA-BAU ist der gemeinsame Name für die Urlaubs- und Lohnausgleichskasse der Bauwirtschaft und die Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes AG. Beide sind gemeinsame Einrichtungen der Tarifvertragsparteien der Bauwirtschaft: Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V., Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. und Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt.
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