Solarenergie beschleunigt Elektrifizierung im Globalen Süden

770 Millionen Menschen weltweit ohne Zugang zu Strom – Vor allem Afrika und ländliche Gebiete betroffen – Dezentrale Solarsysteme ermöglichen kostengünstige und unkomplizierte Elektrifizierung – Erfolg hängt von passender Regulierung und erschwinglichen Finanzierungsmodellen ab

Erneuerbare Energien haben die Elektrifizierung der Entwicklungs- und Schwellenländer in den vergangenen Jahren stark beschleunigt. Vor allem dezentrale Solarsysteme konnten in den ländlichen Regionen den Stromzugang ermöglichen. Anhand von Fallstudien in Bangladesch, Jemen, Kenia und Nigeria haben ÖkonomInnen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) gemeinsam mit Forschenden der Technischen Universität (TU) Berlin untersucht, unter welchen Voraussetzungen sich die Elektrifizierung besonders gut entwickelt. 

Noch immer sind weltweit 770 Millionen Menschen ohne Zugang zu Strom, vor allem in weiten Teilen Afrikas sowie einigen Ländern in Südasien und Südamerika – aber immerhin rund 250 Millionen weniger als noch im Jahr 2016. Inzwischen liegt im Schnitt die Elektrifizierungsrate in den meisten Regionen bei fast 90 bis 100 Prozent. Nur in Subsahara-Afrika fehlt mehr als der Hälfte der Bevölkerung noch immer der Zugang zu Strom. Dass aber die Elektrifizierung große Fortschritte gemacht hat, ist mittlerweile vor allem der vermehrten Bereitstellung von dezentralen solaren Lösungen zu verdanken. „Technischer Fortschritt und ein erheblicher Kostenrückgang haben im vergangenen Jahrzehnt dazu geführt, dass dezentrale Solarenergie vielerorts eine günstige Option zur Elektrifizierung ist, mit denen insbesondere die abgelegenen ländlichen Gebiete erreicht werden können“, berichtet Studienautor Christian von Hirschhausen.

Auffallend ist nämlich, dass trotz aller Fortschritte die Kluft zwischen städtischen und ländlichen Gebieten groß bleibt. In Subsahara-Afrika hat in den ländlichen Gebieten nur knapp jeder Dritte Zugang zu Strom, im urbanen Raum sind es immerhin 78 Prozent. „Eine hohe Bevölkerungsdichte macht eine Erweiterung des öffentlichen Stromnetzes einfacher und kostengünstiger“, konstatiert Studienautor Georg Heinemann. „Für die ländlichen Gebiete sind also dezentrale Lösungen erforderlich.“

Fallstudien zeigen erfolgreiche Lösungswege

Gut gelungen ist dies vor allem in Bangladesch und Kenia. Beide Länder haben politisch große Anstrengungen unternommen, um die richtigen Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien zu schaffen. Ermöglicht haben dies auch Finanzierungs- und Bezahlmodelle, die auch ärmeren Haushalten die Investitionen ermöglichen.

„Zugang zu Elektrizität muss weiterhin ein Top-Ziel auf der Agenda der internationalen Gemeinschaft und der nationalen Regierungen bleiben“ Dawud Ansari

Trotz günstigen Bezahlmodells sind die Anstrengungen in Nigeria weniger erfolgreich, weil ein schwaches institutionelles Umfeld Technologien wie Dieselgeneratoren bevorteilt. Im Jemen hat der Krieg dazu geführt, dass Solarenergie zur wichtigsten Stromquelle wurde, da die konventionelle Elektrizitätsinfrastruktur stark beschädigt wurde. Solarenergie ist dort also bisher eher ein Notbehelf und der Trend wird nur nachhaltig sein, wenn die Regierung den Ausbau weiter unterstützt.

„Dezentrale erneuerbare Energien sind eine echte Alternative geworden, sowohl im Glalen Südens als auch bei uns", resümiert Studienautorin Claudia Kemfert. Insgesamt ziehen die Forschenden den Schluss, dass die richtigen regulatorischen Rahmenbedingungen kombiniert mit einem durchdachten Finanzierungssystem für die ärmere Bevölkerung die Elektrifizierung durch erneuerbare Energie effizient und schnell vorantreiben können. „Die Corona-Pandemie verdeutlicht allerdings, dass der positive Trend der fortschreitenden Elektrifizierung fragiler ist als angenommen. Die Elektrifizierungsrate in Afrika sinkt in diesem Jahr erstmals wieder“, warnt Studienautor Dawud Ansari. „Daher ist es unumgänglich, dass der Zugang zu Elektrizität weiterhin ein Top-Ziel auf der Agenda der internationalen Gemeinschaft und der nationalen Regierungen bleibt.“

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